Warnecke
Flügge, Warnecke und Kempermann diskutieren die neue Grundsteuer, steigende Nebenkosten und die Reformauswirkungen. Sie fordern niedrigere Sätze und besseren Dialog zwischen Kommunen und Bürgern.
Automatic Shownotes
Chapters
0:02 Willkommen im Interview
0:24 Zahlen und Fakten
0:44 Grundsteuer-Ranking 2:51 Anstieg der Nebenkosten 4:08 Reform der Grundsteuer 7:02 Trends im Ranking
7:36 Berechnungsmethoden der Grundsteuer
11:16 Modelle der Grundsteuer 12:53 Transparenz der Modelle 15:23 Grundsteuer in Städten 18:00 Diskussion um Tübingen
19:16 Kommunale Herausforderungen
25:55 Kritik an der Politik
29:46 Ausblick für Bürger
Long Summary
Im Interview zwischen Maximilian Flügge, Kai Warnecke und Hanno Kempermann wird das Thema der neuen Grundsteuer in Deutschland ausführlich erörtert. Das Gespräch beginnt mit einer Vorstellung von Hanno Kempermann, der als Zahlenspezialist bei Haus & Grund tätig ist. Beide Gesprächspartner betonen die Bedeutung von verlässlichen und präzisen Daten, insbesondere im Hinblick auf die Nebenkosten wie Müll-, Abwasser- und Grundsteuer, die für viele Miet- und Eigentümer entscheidend sind. Kempermann erwähnt, dass die Spannweiten der Nebenkosten in Deutschland erschreckend hoch sind, teils über 1.000 Euro pro Jahr, abhängig vom Wohnort.
Warnecke und Kempermann diskutieren dann die Entwicklung der Betriebskosten, die innerhalb der letzten Jahre stark angestiegen sind. Der Fokus liegt vor allem auf der Erkenntnis, dass nicht so sehr die Kaltmieten für die steigenden Kosten verantwortlich sind, sondern die Nebenkosten, die oft den gleichen Betrag wie die Kaltmiete erreichen. Ein zentrales Thema ist das Grundsteuer-Ranking, welches Kempermann für Haus & Grund erstellt hat, in dem die Auswirkungen der neuen Grundsteuer auf die unterschiedlichsten Städte in Deutschland bewertet werden. Dabei wird auch
auf die Notwendigkeit der Grundsteuerreform eingegangen, die durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2018 angestoßen wurde. Kempermann liefert ein erstes Fazit zu den Ergebnissen des Rankings, indem er erklärt, dass die Aufkommensneutralität bei der neuen Grundsteuer selten der Fall sei. Viele Kommunen seien gezwungen, ihre Grundsteuern zu erhöhen, um umfassende Ausgaben des Bundes zu decken. Das Gespräch beleuchtet, dass es in Deutschland eine große Bandbreite an Grundsteuersätzen gibt: Während einige Städte die Grundsteuer stabil gehalten haben oder sie gesenkt wurde, gibt es in anderen, insbesondere in westdeutschen Städten, erhebliche Erhöhungen. Die Gesprächspartner gehen anschließend detailliert auf die Funktionsweise der Grundsteuer ein. Warnecke erklärt die Unterschiede zwischen den Bundesländern, wobei das bayerische und niedersächsische Modell als vergleichsweise transparent und bürgerfreundlich gelten, während das baden-württembergische Modell als komplexer kritisiert wird. Es wird diskutiert, dass diese Komplexität oft zu höheren Belastungen für die Bürger führt. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Verantwortung der Städte für ihre Haushalte. Warnecke und Kempermann kritisieren die Praxis vieler Kommunen, die sich durch hohe Grundsteuersätze über Wasser halten, und fordern eine Reform, um die finanzielle Belastung für die Bürger zu verringern. Besonders in Städten wie Tübingen, die im Ranking den letzten Platz belegen, wird auf die Probleme hingewiesen. Warnecke erwähnt die Kontroversen um die Entscheidungen des Oberbürgermeisters Boris Palmer und die ergriffenen Maßnahmen zur Erhöhung des Hebesatzes, die zu rechtlichen Auseinandersetzungen führten. Die Diskussion zeigt, dass der Dialog zwischen Kommunen und Bürgerschaft essentiell ist, um die Herausforderungen rund um die Grundsteuer zu meistern. Die Gesprächspartner betonen, dass diese Probleme nicht nur auf lokaler Ebene, sondern auch in dem Zusammenhang mit den aktuellen politischen Rahmenbedingungen betrachtet werden müssen. Kempermann weist darauf hin, dass ein großer Teil der Bürger mittlerweile Einsprüche gegen die Grundsteuererhöhungen eingelegt hat, was auf ein breites Unbehagen in der Gesellschaft hinweist. Insgesamt weist die unterhaltsame und informative Diskussion auf die Dringlichkeit von Reformen hin und unterstreicht die Notwendigkeit einer besseren Transparenz und Fairness im Umgang mit der Grundsteuer. Die Gesprächspartner schließen mit der Hoffnung, dass die aufgetretenen Probleme durch die Rankings und die Diskussionen in der Öffentlichkeit angesprochen werden und zu positiven Veränderungen führen können.
Brief Summary
Im Interview erörtern Maximilian Flügge, Kai Warnecke und Hanno Kempermann die neue Grundsteuer in Deutschland. Kempermann hebt die stark steigenden Nebenkosten hervor und präsentiert ein Ranking, das die Auswirkungen der Grundsteuerreform auf verschiedene Städte beleuchtet. Die Gesprächspartner kritisieren die hohen Grundsteuersätze, die viele Kommunen zur Haushaltskonsolidierung nutzen, und betonen die Notwendigkeit von Reformen sowie einen besseren Dialog zwischen Kommunen und Bürgern.
Tags
Interview, Maximilian Flügge, Kai Warnecke, Hanno Kempermann, Grundsteuer, Deutschland, Nebenkosten, Grundsteuerreform, Kommunen, Haushaltskonsolidierung, Reformen, Dialog, Bürger
Transcript
Willkommen im Interview
Maximilian Flügge:
[0:00] Hereinspaziert, Herr Warnecke. Herzlich willkommen.
Kai Warnecke:
[0:02] Schönen guten Abend, Herr Flügge. Danke für die Einladung.
Maximilian Flügge:
[0:04] Herr Warnecke, wir sind heute mal wieder nicht allein, denn ich habe jemanden für Sie mitgebracht. Das ist Herr Kempermann vom IW Consult. Ist im Prinzip der Herr der Zahlen bei Haus & Grund. Oder würden Sie das auch so sagen?
Kai Warnecke:
[0:15] So würde ich das auch sagen, genau. Denn wir wollen ja immer mit verlässlichen und korrekten Zahlen rausgehen. Und deswegen freue ich mich, hallo Herr Kempermann, dass Sie da sind.
Maximilian Flügge:
[0:22] Herzlichen Glückwunsch.
Zahlen und Fakten
Hanno Kempermann:
[0:23] Hallo und guten Abend. Vielen Dank. Ich freue mich auch sehr.
Maximilian Flügge:
[0:25] Herr Kempermann, Sie sind ja jetzt eher so ein nüchterner Zahlentyp. Warnecke, das ist ja eher so ein...
Kai Warnecke:
[0:32] Ja, ich mochte es ja auch mit Zahlen und Fakten, Herr Flügge.
Maximilian Flügge:
[0:35] Aber manchmal brennt es ja mit ihm durch, also ich würde sagen ein bisschen emotional. Er kann quasi beides.
Grundsteuer-Ranking
Kai Warnecke:
[0:43] Damit kann ich leben mit der Einsortierung, Herr Flügge.
Maximilian Flügge:
[0:45] Sie haben sich aber dieses Mal, und wir sind Ihnen alle sehr dankbar, mit dem Grundsteuer-Ranking befasst, haben das für Haus und Grund durchgerechnet. Die neue Grundsteuer ist eins der großen Themen, das jeden in Deutschland bewegt. Vermieter, Eigentümer, selbstnutzende Eigentümer und natürlich auch die Mieter, weil die es ja dann eben zahlen müssen, über sozusagen die Betriebsnebenkosten, Wir reden gleich über die Ergebnisse. Sind Sie eigentlich über diese Diskussion nicht langsam so müde, weil Sie sagen, ja, da gibt es eben so Zahlen und bewegt Sie das auch irgendwie?
Hanno Kempermann:
[1:20] Ja, total. Das ist eine der wichtigsten Nebenkosten in Deutschland. Und wir machen ja eben die Nebenkosten-Rankings für Außengrund. Ich bin immer wieder erschrocken, wie groß die Spannweiten in Nebenkosten sind. Müll, Abwasser und eben Grundsteuer. Die drei wichtigsten Nebenkosten in Deutschland, die die meisten Gebühren kreieren. Und diese Spannweiten in diesen Rankings, die sind brutal hoch. Da geht es teilweise jetzt hier beim Grundschweir-Ranking zum Beispiel um über 1.000 Euro pro Jahr, abhängig davon, in welcher Stadt man wohnt, für eine vergleichbare Leistung und das ist erschreckend aus meiner Sicht, vor allen Dingen, wenn man diese Nebenkosten addiert. Am Ende kann es sein, dass 3.000 Euro im Buch stehen, am Ende eines Jahres bei jemandem in einer teuren Stadt und in einer günstigen Stadt eher 1.200.
Kai Warnecke:
[2:07] Und das ist ganz wichtig, wenn ich das kurz da einhaken darf. 3.000 Euro runtergebrochen auf 12 Monate. Jetzt bin ich nicht so ein Mathe-Genie. Ungefähr 250 Euro im Monat. Und wenn man jetzt weiß, warum die Menschen zu Recht über... in Anführungsstrichen hohe Mieten, ja Mann, dann ist es eben de facto, weil sie nur einen Betrag an den Vermieter bezahlen, nicht die Kaltmiete, also das, was wirklich Miete ist, sondern es sind eben die Kosten, die daneben anfallen. Und Herr Kempermann macht das sauber, deutlich und klar, diese Nebenkosten sind es, die die Menschen in diesem Land erdrücken. Und das ist niemand anders als der Staat selbst.
Maximilian Flügge:
[2:43] Das ist ja genau diese Entwicklung, über die wir heute sprechen wollen. Also seit einigen Jahren beobachten
Anstieg der Nebenkosten
Maximilian Flügge:
[2:48] wir, dass eben bei den Nebenkosten ein wahnsinniger Anstieg da ist. Für den Mieter ist es jetzt am Ende so, der sagt sich eben, der zahlt ja genau den einen Betrag an seinen Vermieter und sagt, das wird alles teurer. Und aber in Wirklichkeit sagen Sie, Herr Warnecke, das Problem liegt gar nicht bei den Kaltmieten, sondern es liegt bei den Nebenkosten. Ist das ein Trend, Herr Kempbermann hat es gerade so angedeutet, den Sie auch beobachten?
Kai Warnecke:
[3:10] Ja, absolut. Und da sind wir sogar an der Stelle mal wieder einig mit dem Deutschen
Mieterbund. ist ja selten, aber da können Sie die Fakten auch nicht leugnen am Mieterbund. Es ist tatsächlich so, dass in den letzten Jahren die Betriebskosten, die Nebenkosten geradezu explodiert sind. Das betrifft natürlich zum einen die Heizkosten, weil die Brennstoffe immer teurer werden, zum Teil durch äußere Einflüsse wie den Krieg in der Ukraine, aber auch zum Teil hausgemacht durch den CO2-Preis, der ja anders als von den Wirtschaftsweisen vorgegeben eben nicht erstattet wird. Der wirkt also auch wie eine zweite Steuer. Und dann sind es eben die Müllgebühren, die Abwassergebühren, die Frischwassergebühren, die Grundsteuer. Und die haben im Schnitt mittlerweile ein Niveau angenommen, dass die Kaltmiete genauso hoch ist wie diese Nebenkosten. Und das war früher eher Dreiviertelmiete, Einviertelnebenkosten.
Maximilian Flügge:
[3:58] So und jetzt ist es so, jetzt kommen wir mal wirklich zum Thema zurück zur Grundsteuer, worüber wir heute sprechen. Nämlich Herr Kempermann hat für Haus und Grund ein neues Ranking erstellt und es ist ein...
Reform der Grundsteuer
Maximilian Flügge:
[4:08] Gab es ja in den letzten Jahren schon häufiger, das ist aber ein besonderes Ranking, weil im Jahr 2000, wie viel, Herr Warnecke, wurde eben festgestellt, dass die Grundsteuer reformiert werden muss?
Kai Warnecke:
[4:19] Sie meinen das Bundesverfassungsgerichtsurteil, da muss ich jetzt auch schon zurückrahmen. Ich glaube, das war 2018.
Maximilian Flügge:
[4:25] So, 2018 haben die entschieden, es muss sozusagen reformiert werden.
Kai Warnecke:
[4:29] Noch schlimmer, das Bundesverfassungsgericht hat darauf hingewiesen, dass die Erhebung verfassungswidrig ist. Also da muss man mal deutlich sagen, wir kommen von einer verfassungswidrigen Grundsteuer, die immer wieder von den Städten und Gemeinden genutzt wurde, um den Bürgern in den Geldbeutel zu greifen.
Maximilian Flügge:
[4:45] Damals war der Olaf Scholz Finanzminister, der kam dann 2019 auf Zuhause und Grund zur Jahresveranstaltung, Zentralverbandstag, wichtigste Veranstaltung hier in Berlin, riesig groß, setzte sich auf die Bühne, sprach mit ihnen und sagte, wir haben jetzt den Auftrag bekommen, wir müssen ein neues Grundsteuerberechnungsmodell hinstellen, aber legen sich alle nicht so auf, das wird aufkommensneutral. Jetzt haben wir den Zustand, das sozusagen wurde erneuert und dieses Ranking gezielt sich jetzt erstmal auf die neue Grundsteuer. So, und Herr Kempermann, was ist jetzt in drei Sätzen Ihr Fazit?
Hanno Kempermann:
[5:24] Aufkommensneutralität ist selten der Fall. Und da gibt es mehrere Gründe für. Die einen, die Haushalten sinnvoll und müssen trotzdem die Grundsteuern erhöhen, weil sie einfach zu viele Ausgaben vom Bund zugeordnet bekommen haben, ohne eine gleichwertige Finanzierung. und andere, die nicht so seriös mit ihrem Haushalt umgehen, die müssen erst rechts in die Tasche greifen.
Maximilian Flügge:
[5:54] Also die Lage ist sozusagen unterschiedlich in Deutschland. Es gibt welche, die sind nach der neuen Grundsteuererhebung vielleicht sogar aufkommensneutral, vielleicht sind sie noch ein paar günstiger, aber das Gros ist eigentlich nicht so, also ist teurer geworden. Und dazu haben sie eben dieses Ranking erstellt. Jetzt haben sie natürlich auch mehr als drei Sätze gemacht. Herr Warnecke, die kriegen Sie aber nicht drauf.
Kai Warnecke:
[6:17] Was kriege ich nicht drauf? Drei Sätze?
Maximilian Flügge:
[6:19] Nee, also die zusätzlichen Sätze, die er jetzt gesagt hat, entgegen meiner Vorgabe, die kriegen Sie aber nicht als extra Redezeit.
Kai Warnecke:
[6:25] Da müssen wir gleich viel reden. Ach ja, okay.
Maximilian Flügge:
[6:27] Aber Sie kriegen jetzt trotzdem nochmal eine zweite Möglichkeit hinterher. Also gibt es denn, Sie haben ja dieses Ranking, die 100 Städte, die 100 größten Städte in Deutschland sich angeguckt. Gibt es da einen Trend, den man groß ablesen kann? Im Großen und Ganzen?
Hanno Kempermann:
[6:41] Also wir haben nur 10 Städte, die die Grundsteuer stabil gehalten haben. Das müssen wir rausstreichen. Da haben wir ja viel drüber gesprochen. Nur weil jede Stadt einen Hebesatz stabil hält, heißt das noch gar nichts. Also wir müssen sagen, ich fange jetzt hier nochmal an.
Kai Warnecke:
[6:59] Antworten Sie nochmal neu.
Trends im Ranking
Hanno Kempermann:
[7:03] Also es gibt Städte, in denen die Grundsteuer günstiger geworden ist. Das ist vor allen Dingen im Osten Deutschlands der Fall, wo dort die Bodenrichtwerte günstig sind und die Mieten günstig sind. Und es gibt aber auch viele Regionen in Deutschland, wo die Grundsteuer erheblich zugelegt hat. Das ist insbesondere in Baden-Württemberg der Fall.
Maximilian Flügge:
[7:25] Also jetzt sehen wir schon, da sind ganz viele Worte im Raum. Das gibt bestimmte Berechnungsmethoden. Vielleicht können wir da nochmal kurz einsteigen, damit wir ein bisschen Verständnis haben. Wie wird denn so eine Grundsteuer berechnet jetzt?
Berechnungsmethoden der Grundsteuer
Hanno Kempermann:
[7:37] Ja, die Frage ist, was kurz heißt.
Kai Warnecke:
[7:39] Ich glaube, wenn Herr Kempermann das jetzt erklären muss, dann sind alle Hörer eingeschlafen, weil das ist eine Quälerei. Das liegt nicht an Herrn Kempermann, sondern das Bundesmodell der Grundsteuer in einem Podcast zu erklären, das würde ich sagen, ist eine Foltermethode. Also da würde ich jetzt sagen, nee, wir nehmen mal einen anderen Themenschwerpunkt. Das kann man Herrn Kempermann auch nicht zumuten.
Maximilian Flügge:
[7:57] Wollen wir mal kurz. Also es gibt ja unterschiedliche Berechnungsmodelle in Deutschland. Und das hat auch zur Folge, dass es unterschiedlich teuer ist. Aber wir können sagen, es gibt sozusagen einen Basiswert und dann kann jede Kommune nochmal mit einem Faktor, mit einem Hebesatz sozusagen entscheiden, wie, gucken Sie mal, geht doch, geht doch im Großen und Ganzen.
Kai Warnecke:
[8:14] Also Herr Kempermann hatte sich da schon ein bisschen mehr Mühe gegeben, wenn ich das mal so sagen darf und hat das nicht so volksschulartig à la Berlin hier dargestellt. Und da muss man sagen, er macht das eben präzise. Und wenn Sie einen Wissenschaftler fragen, wie berechnet man die Grundsteuer, dann hätte Herr Kempermann jetzt zu Recht losgelegt. Und da muss ich ganz ehrlich sagen, nee, das geht nicht. Also, ich hacke jetzt mal ein.
Maximilian Flügge:
[8:37] Herr Flöge, bei dem Thema.
Kai Warnecke:
[8:38] Ja, genau. Wir haben in Deutschland das Bundesmodell, das die Mehrheit der Bundesländer benutzt und dann haben einige Bundesländer abweichende Modelle. Und im Wesentlichen kann man Folgendes sagen. Es gibt auf der einen Seite des Pols das bayerische Modell, das ausschließlich flächenorientiert ist, Grundstücksfläche, Gebäudefläche. Und es gibt auf der anderen Seite des Pols das baden-württembergische Modell, das ausschließlich wertorientiert ist. Da ist die Wertkomponente, das heißt der Bodenwert, nicht der Gebäudewert, Maßstab für die Grundsteuer. Und dazwischen gibt es dann einige Modelle und das Bundesmodell ist sehr nah an dem baden-württembergischen Modell dran, weil es eben sowohl.
Kai Warnecke:
[9:20] Den Grund und Boden, als auch das Objekt wertmäßig in die Berechnung der Grundsteuer einfließen lässt. Und wenn man jetzt anguckt, wie wirkt sich das aus, dann hat der Kempermann eine Zusammenstellung, die ist ja dann hier auch verlinkt bei dem Podcast, um für alle einzusehen, gemacht, wie sich das im Durchschnitt in den betrachteten Städten der einzelnen Bundesländer auswirkt. Es sind ja 100 Städte betrachtet worden und dann auf die Bundesländer angeguckt. Und da kann man erstens festhalten, die ostdeutschen Bundesländer, die das Bundesmodell haben, damit eine Wertkomponente haben, im Regelfall weniger Grundsteueraufkommen, beziehungsweise dort werden die Bürgerinnen und Bürger weniger stark belastet. Dann gibt es das Mittelfeld mit zwei ganz überzeugenden Modellen, nämlich das bayerische und das niedersächsische, wo fast aufkommensneutral agiert wird und wo die Bürgerinnen und Bürger auch von der Transparenz klar nachvollziehen können, warum müssen sie welche Daten angeben. Top-Modelle, also kann man sagen, Platz 1 teilen sich Bayern und Niedersachsen.
Kai Warnecke:
[10:25] Und dann gibt es das Drittel der Bundesländer, wo der Staat oder wo die Städte und Gemeinden richtig in die Tasche der Bürgerinnen und Bürger reingreifen. Und das sind die Bundesländer in Westdeutschland, die das Bundesmodell eingeführt haben und bei denen es zu ordentlichen Steigerungen kommt. Und das Schlusslicht ist dann das Bundesland, das am allermeisten auf Wertkomponente gesetzt hat, nämlich Baden-Württemberg, wo die durchschnittliche Differenz über 359 Euro im Vergleich zum letzten Jahr beträgt. Das heißt, der Musterhaushalt bezahlt im Durchschnitt 359 Euro pro Jahr mehr.
Maximilian Flügge:
[10:58] Herr Kempermann, wie finden Sie denn das, was er jetzt gesagt hat?
Hanno Kempermann:
[11:02] Ja, es ist alles korrekt.
Maximilian Flügge:
[11:04] Ja, okay.
Kai Warnecke:
[11:07] So geht das hier immer in diesem Podcast, Herr Kempermann. Er probiert immer einen Keil zu treiben zwischen mich und die Gäste.
Modelle der Grundsteuer
Kai Warnecke:
[11:13] Aber danke, dass ihm das nicht gelungen ist. Sauber, danke schön.
Hanno Kempermann:
[11:16] Also was ich vielleicht eine Sache, die ich ergänzen möchte, ist, Baden-Württemberg hat wenigstens ein einfach verständliches Modell, weil sie nur auf die Grundstücksfläche rekurrieren. Das bedeutet, wir haben bei uns in dem Ranking ungefähr 500 Euro Grundstück. Grundstück?
Maximilian Flügge:
[11:32] 500 Quadratmeter.
Hanno Kempermann:
[11:35] Bei unserem Ranking haben wir 500 Quadratmeter Grundstück und daraus multiplizieren wir den Bodenrichtwert mit. Was das Problem ist, die ganze Komplexität, über die wir gerade reden, sind diese Wohnflächengeschichten. Da muss man nämlich die Miete wissen, da muss man vielfältiger wissen, da muss man Bewirtschaftungskosten wissen, da muss man Liegenschaftszinsen ausrechnen und so weiter. Das ist das Problem an dem Bundesmodell, dass wir da eben nicht nur diese Flächenkiste haben auf der Grundstücksfläche, sondern auch in Wohnfläche. Und trotzdem ist das baden-württembergische Modell nicht toll, weil das eben diese Wohnfläche dann nicht berücksichtigt und deswegen ein kleines Haus mit einem großen Grundstück sehr teuer wird.
Kai Warnecke:
[12:20] Das beruhigt mich, dass Herr Kempermann da die Kurve noch bekommen hat, weil wir natürlich die absoluten Gegner dieses baden-württembergischen Modells sind. Aber man könnte es ja so zusammenfassen, ich stimme Ihnen in der Analyse ja voll zu, in Baden-Württemberg kann der Bürger transparent nachvollziehen, wie tief die Stadt oder Gemeinde in die Tasche greift.
Hanno Kempermann:
[12:37] Genau so.
Maximilian Flügge:
[12:38] Also es ist sozusagen am Ende jetzt vielleicht auch im Detail nicht wichtig. Die Berechnungsmodelle sind unterschiedlich. Warnecker hat das jetzt auch... doch recht anschaulich dargestellt.
Kai Warnecke:
[12:47] War das ein Lob, Herr Flügge?
Maximilian Flügge:
[12:49] Ja, ich habe mich auch schon...
Kai Warnecke:
[12:50] Das krampft sie schon.
Transparenz der Modelle
Maximilian Flügge:
[12:52] Irgendwie körperlich unwohl.
Kai Warnecke:
[12:53] Vielleicht sollten wir doch noch mal eine Videoaufnahme von den Podcasts demnächst mit zur Verfügung stellen. Also Letzte Idee ist aber so.
Maximilian Flügge:
[12:59] Das einzig Gute, Sie können sich ja alle, die Zuhörerinnen und Zuhörer, auch das Ranking angucken. Baden-Württemberg, die liegen sozusagen am Ende des Rankings größtenteils. Das einzig Gute an dem Modell ist, ist es relativ einfach zu verstehen, weil es nur auf die Grundstücksgröße referenziert. Also wenn ich im letzten Winkel schäbigsten Ort in Baden-Württemberg ein riesengroßes Grundstück habe, mit einer richtig hässlichen Butze, dann zahle ich trotzdem wahnsinnig viel. Also es ist sozusagen nichts, Nichts sozusagen. Also dann kommt man natürlich auch auf die Kommune an?
Hanno Kempermann:
[13:35] Es kommt auf den Bodenrichtwert an.
Maximilian Flügge:
[13:36] Auf den Bodenrichtwert. Okay, der könnte dann natürlich.
Kai Warnecke:
[13:38] Aber Herr Flügge hat ein Problem mit einigen Städten in Baden-Württemberg und hat sich auch schon viel Liebe und Zuneigung eingefangen, weil einige Städte hier als hässlichste Städte, das liegen alle in Baden-Württemberg, aus Sicht von Herrn Flügge.
Hanno Kempermann:
[13:49] Ja, das ist der Witz, weil Baden-Württemberg ist einfach ein sehr, sehr reiches Land.
Kai Warnecke:
[13:53] Nee, das liegt daran, Herr Flügge ist aus Berlin und ist Ästhetik gewohnt, weil Berlin einfach so schön fürs Auge ist.
Hanno Kempermann:
[14:01] Es kommen doch die ganzen Baden-Württemberger nach Berlin. Was macht das denn das mit ihnen?
Maximilian Flügge:
[14:06] Jaja, das zeigt ja, wie unattraktiv die es zu Hause finden und wie toll die es hier sind.
Hanno Kempermann:
[14:11] Also um nochmal ganz kurz auf die Bodenrichtwerte zurückzukommen. In Baden-Württemberg sind die einfach sehr hoch, weil da sehr viele Menschen auf engem Raum quasi leben. Baden-Württemberg ist ja nicht so ein Flächenstaat wie Bayern. Da ist sehr viel Wohlstand. Das treibt die Bodenrichtwerte, weil Land dadurch viel wert ist, weil viele Menschen mit hohen Einkommen um dieses Land konkurrieren. Und das ist anders als in Ostdeutschland, wo wir dann eben geringe Bodenrichtwerte haben und daraus ergibt sich, dass wahrscheinlich selbst ein Bodenrichtwert irgendwo am Ende der Welt in Baden-Württemberg niedrig ist, dass er höher ist als woanders.
Maximilian Flügge:
[14:54] Also jetzt für die, genau, Warnecke macht hier komische Zeichen in alle Richtungen. Jetzt
würde ich mir persönlich wünschen, wir hätten mal eine Videopodcast-Aufnahme, weil das ist das Tolle, wenn Warnecke nicht reden darf, dann gibt er sozusagen Regieanweisungen. Man darf hier nicht auf den Tisch trappeln und nicht aus dem Glas so.
Kai Warnecke:
[15:17] Herr Flüge, was ist denn los mit Ihnen? Ich probiere Ihnen hier nur ein ordentliches
Grundsteuer in Städten
Kai Warnecke:
[15:21] Arbeitsumfeld zu schaffen. Das ist alles, aber bitte.
Maximilian Flügge:
[15:24] Jetzt kommen wir aber zurück zum Thema. Ich meine, Sie machen das toll.
Kai Warnecke:
[15:27] Und noch Lob von ihm. Der ist heute großzügig.
Maximilian Flügge:
[15:30] Gut drauf. Wir haben in diesem Ranking unter den Top 10, glaube ich, soweit ich sehe, 5, 6 Oststädte. Zwickau, Potsdam, Gera, Halle. Da sind jetzt 5 ist Ingolstadt, 6 ist Chemnitz.
Kai Warnecke:
[15:44] Nein, das liegt nicht im Osten.
Maximilian Flügge:
[15:45] Genau, ich wollte gerade sagen, Ausnahme ist Ingolstadt.
Kai Warnecke:
[15:47] Ach so, Ausnahme, okay, das habe ich nicht verstanden.
Maximilian Flügge:
[15:49] Aber die sind toll dabei, sie haben auch schon gerade geklärt, warum. Es ist ja nicht der gesamte Osten sozusagen betroffen, aber die sind sozusagen ganz weit vorne. Und hinten liegen eben die angesprochenen baden-württembergischen Kommunen oder Städte. Auf dem letzten Platz ist Tübingen. Herr Warnecke, da können wir jetzt mal gleich einen kleinen Ausflug hin machen, gedanklich. In Tübingen ist das Thema Grundsteuer ja sozusagen, wird momentan sehr... Unglaublich heiß diskutiert, weil.
Kai Warnecke:
[16:17] Der Haus- und Grundverein in Tübingen, schönen Gruß an die Kollegin König, sich dort zu Wort gemeldet hat, vorausahnt, dass die Grundsteuer explodieren wird, zumal der Oberbürgermeister, der dem meisten bekannt ist, Boris Palmer, auch noch eine rückwirkende Erhöhung des Hebesatzes durchgeführt hat. Und in der Debatte darüber, ob das Ganze juristisch zulässig war oder nicht, ist Boris Palmer dann sogar so weit gegangen, dass er vor Gericht einen Antrag eingereicht hat, dass Haus und Grund Tübingen nicht mehr diese Rechtszweifel am
Vorgehen der Stadt Tübingen öffentlich äußern dürfe. Also hat er noch eine äußerungsrechtliche, also wollte er untersagen.
Maximilian Flügge:
[17:00] Dass sich dazu...
Kai Warnecke:
[17:00] Ein Redeverbot. Ein Redeverbot über eine Rechtsmeinung.
Maximilian Flügge:
[17:03] Dabei ist der ja relativ häufig, was Meinungen betrifft, auf Öffentlichkeit angewiesen.
Kai Warnecke:
[17:08] Genau, weil er eigentlich ein absoluter Freund des politischen Diskurses, was ich super finde, das muss man mal ausdrücklich sagen, denn das ist in Deutschland ja auch ein bisschen seltener geworden.
Maximilian Flügge:
[17:16] Der ist übrigens nicht mehr bei den Grünen, der ist da ausgetreten vor einiger Zeit.
Kai Warnecke:
[17:19] Ich habe nicht gesagt, er ist rausgeschmissen worden.
Maximilian Flügge:
[17:20] Oder rausgeschmissen.
Kai Warnecke:
[17:21] Ja, genau, er ist rausgeschmissen worden. Also halb ging er, halb zog es ihn oder wie auch immer. Also, er ist ja Freund des Diskurses, aber das war ihm dann wohl doch zu viel. Und ich habe mich immer gefragt, warum ist er da so, so wenig offen für die Debatte? Und das zeigt das Ranking Platz 100 von 100 Städten in Deutschland mit einer massiven Verteuerung für die Bürgerinnen und Bürger. Und dann wird man natürlich ein bisschen dünnhäutig, wenn die Wahrheit ans Tageslicht kommt. Aber umso wichtiger ist dieses Ranking. Und ich hoffe sehr, dass Boris Palmer dieses Ranking jetzt zum Anlass nimmt zu sagen, Tübingen ist eine schöne Stadt. Wir wollen uns wieder verbessern für die Bürgerinnen und Bürger da sein und ändern den Hebesatz jetzt zügig.
Diskussion um Tübingen
Maximilian Flügge:
[18:01] Herr Gebbermann, ich meine jetzt bei aller Kritik an Boris Palmer, das ist ja jetzt auch vielleicht nochmal ein bitterer Einzelfall. Die Kommunen, das liest man ja Land auf Land ab, die Kommunen haben einfach Geldprobleme. Ist das sozusagen so ein Hebel, wo die sich sagen können, da können wir nochmal ein bisschen mehr abschöpfen?
Hanno Kempermann:
[18:19] Ja, das ist einer der wenigen Hebel, weil dieser Hebel direkt in die Kommune fließt, die Grundsteuer. Das ist ja bei anderen Steuern nicht der Fall. Und wenn du sehr viele Ausgaben in den letzten Jahren von der Bundesebene überführt bekommen hast und dich darum kümmern musst und keine angemessenen Einnahmen dadurch kompensiert bekommst, dann kriegst du irgendwann ein Problem. Und da stehen viele Kommunen gerade davor.
Maximilian Flügge:
[18:43] Und das Interessante ist ja, dass Sie, wir haben ja zu Beginn des Gesprächs auch über die anderen Rankings gesprochen, Abwasser, Müll. Sie stehen ja dann, also im Auftrag von Haus und Grund, wenn Sie Studien machen, auch häufig mit den Kommunen davor, also davor wahrscheinlich nicht, eher danach, nach den Ergebnissen in Kontakt. Die melden sich ja bei Ihnen. Die einigen Friedfertiger, die anderen weniger Friedfertiger, weil die wahrscheinlich natürlich wütend sind, warum sie da irgendwie auf den letzten Plätzen sind. Aber da bekommen sie ja ein bisschen ein Gefühl sozusagen, was sind die Bedürfnisse. Die fragen ja auch vielleicht, kann ich es besser machen?
Kommunale Herausforderungen
Hanno Kempermann:
[19:17] Ja, also es gibt sowohl davor als auch danach. Es gibt schon Städte, die wissen, die kennen unseren Rhythmus der Rankings, die sagen schon davor, übrigens, wenn das nächste Mal das Müllgebühren-Ranking kommt, sag doch mal kurz Bescheid. Nicht ganz, aber dann versuchen die natürlich...
Maximilian Flügge:
[19:34] Und haben sie da auch schon Geld abgerechnet?
Kai Warnecke:
[19:37] Der Herr Kempermann ist Wissenschaftler.
Hanno Kempermann:
[19:40] Seriös.
Kai Warnecke:
[19:41] Eben, und nicht aus Berlin.
Maximilian Flügge:
[19:43] Aber die Frage darf man doch stellen.
Kai Warnecke:
[19:46] Jetzt fehlen mir die Worte.
Maximilian Flügge:
[19:48] Also Spaß beiseite. Aber es ist ja interessant, dass sie sich auch davor melden, dass es offensichtlich eine Wahrnehmung hat, dass man da so einen sportlichen Ehrgeiz entwickelt.
Hanno Kempermann:
[19:57] Es ist grundsätzlich so bei unseren Rankings, wir machen ja auch Städte-Ranking oder Regional-Rankings oder so, die, die vorne sind, die Top Ten beispielsweise, die melden sich vorher, weil sie dann Berichte, Pressemitteilungen vorbereiten wollen. Weil die auch, also die melden sich vor allen Dingen auch deswegen, weil sie dann anbieten, dass mal jemand vorbeikommen könnte, um das sich vor Ort anzugucken und so. Die sind ganz froh.
Maximilian Flügge:
[20:15] Oder so einen kleinen Spezialitätenkorb vielleicht.
Hanno Kempermann:
[20:20] Und die, die ganz hinten sind, die sagen immer, diese Rankings haben überhaupt keinen Sinn und alles Quatsch. Und man kann damit überhaupt nichts anfangen. Aber wenn sie dann nach vorne kommen, dann nehmen sie doch wieder daran teil. Das ist so die typische Charakteristik eines Rankings. Und wir sind aber auch im Nachgang in gutem Austausch. Also in der Regel ist es dann doch so, dass dann bei den, gerade bei Abwasser-Ranking, die Städte kommen und sagen, naja, wie habt ihr das denn gerechnet? Wir haben das hier auch gerechnet und es ist was anderes. Und dann sagen wir, naja, wir rechnen so mit den Voraussetzungen. Und dann ist es immer so, dass dann die Städte sagen, achso, gut, dann habt ihr es so gerechnet, dann nehmen wir es halt auch so.
Maximilian Flügge:
[21:03] Sie wenden ja sozusagen ein, in Anführungsstrichen, Musterhaus. Genau.
Hanno Kempermann:
[21:07] Wir müssen vereinheitlichen zwischen allen 100 Städten. Und das machen die Städte dann eben nicht. sondern die haben irgendwelche anderen Ansätze in der Regel.
Maximilian Flügge:
[21:16] Erwanek ist ja wahnsinnig emotional, das ganze Thema. Bekommen sie auch den Ärger ab hier oder nur der liebe Campermann?
Kai Warnecke:
[21:22] Nein, also wir hatten durchaus auch schon Fälle, wo wir dann gemeinsam mit Herrn Kempermann in Videokonferenzen gesessen haben.
Maximilian Flügge:
[21:29] Mit den Bürgermeistern?
Kai Warnecke:
[21:30] Mit dem Bürgermeister, mit dem Leiter der Stadtwerke. Das waren zum Teil surreale Events. Da waren, glaube ich, Herr Kempermann und ich dann die beiden ruhigen und emotionslosen.
Kann man sich nicht vorstellen, glaube ich sofort. Aber es ist eben so, die Städte haben ja das Glück, dass sie irgendwie, weil sie auch alle bei ganz vielen Elementen immer so eigene Gebührensatzungen haben und tun dann immer so, als wäre es alles ganz gerecht. Und wir stellen natürlich eine Transparenz her, auch durch die Grundsteuer, die den Städten, das kennen die nicht,
dass sie sich mit jemand anders vergleichen müssen. Und deswegen ja dieses Grundsteuer-Ranking, um auch den Bürgerinnen und Bürgern zu zeigen, es geht auch anders. Leute, setzt euch, wenn ihr wählt, auch mal für eine Partei ein, die da sagt, wir senken mal den Hebesatz oder wir erhöhen ihn nicht. Wer macht das denn? Dann, bitte?
Maximilian Flügge:
[22:17] Ist das nicht sozusagen eine ganz heterogene und auch kommt dann ein bisschen auf die sozusagen vor Ort, auf die machthabenden Parteien in Anführungsstrichen an? Weil es gibt ja nicht die eine Partei, die sagt.
Kai Warnecke:
[22:27] Das heißt in Regierungsverantwortung sein, nicht machthabend. Herr Flügel, meine Güte nochmal. Umgangssprachlich. Also, natürlich kommt es darauf an, aber was wir erleben ist, in der einen Stadt sagt, ich setze mal ganz platt, die Union Hebesätze rauf und dann sagt die SPD als Opposition, und in der nächsten Stadt regiert die SPD und sagt Hebesätze rauf und die Union sagt runter. Also man kann jetzt nicht mal sagen, die eine Partei steht für eine bestimmte Hebesatzhöhe, sondern natürlich, man muss sich das genau vor Ort in der Kommune angucken, was wollen die Parteien dort und dann kann man als Bürger nämlich genau darauf Einfluss nehmen und auch jede Bürgerin, jeder Bürger kann durch unser Ranking sich damit vertraut machen, wo die jeweilige Stadt oder Gemeinde eigentlich steht.
Hanno Kempermann:
[23:09] Und letztendlich wird ja die Grundsteuer eigentlich dafür erhoben, dass die Infrastruktur vor Ort ertüchtigt und sichergestellt werden soll. Also für Schwimmbäder, Kitas, Schulen, Straßen, was einem noch so alles einfällt. Und da ist es schon aus meiner Sicht interessant, dass in Stuttgart jetzt 500 Euro pro Haus mehr an Grundsteuer pro Jahr entrichtet werden muss.
Maximilian Flügge:
[23:31] Platz 97.
Hanno Kempermann:
[23:33] Genau.
Maximilian Flügge:
[23:33] Entschuldigung, 98 von 100.
Hanno Kempermann:
[23:35] Als jetzt beispielsweise in Frankfurt, bei dem ich persönlich zumindest denken würde, naja, Stuttgart und Frankfurt könnten ungefähr gleiche Aufgaben, gleiche Leistungen und so weiter haben. Und trotzdem ist da fast 100 Prozent an Spreizung zwischen.
Maximilian Flügge:
[23:49] Ja, aber man muss diese schlechte Luft in Stuttgart vielleicht irgendwie noch wegkriegen.
Kai Warnecke:
[23:53] Das wird nichts mehr mit der Liebe zu Baden-Württemberg. Aber vielleicht da auch nochmal
ergänzend mit Blick auf die Zahlungspflichten, die Bürgerinnen und Bürger durch die Grundsteuer haben. Herr Kempermann hat das aus meiner Sicht sehr richtig gesagt. Wir haben eigentlich kein Einnahmenproblem in Deutschland. Die Einnahmen, auch hier die Grundsteuer steigen, steigen, steigen, sondern es ist ein Ausgabenproblem. Und ich teile die Analyse, wenn man zum Beispiel mit Blick auf das Wohngeld sagt, was da an Verwaltungsaufwand entstanden ist durch die letzte Reform vor zwei Jahren. Da müssen die Kommunen tatsächlich personell zubauen. Aber die Kommunen machen auch viel, vorsichtig formuliert Blödsinn. Frankfurt ist so ein Beispiel.
Maximilian Flügge:
[24:37] Ich darf nur kurz fragen, was hätten Sie denn gesagt, wenn Sie es nicht vorsichtig formulieren statt Blödsinn?
Kai Warnecke:
[24:41] Dann würde ich sagen, das ist populistisch und fast schon an der Grenze der Rechtsstaatlichkeit.
Maximilian Flügge:
[24:47] Okay, aber das haben Sie jetzt ja nicht gesagt.
Kai Warnecke:
[24:48] Das habe ich nicht gesagt. Zurück zu dem Blödsinn. Also, wir hatten ja gerade rausgearbeitet, das Wohnen wird teurer durch die Nebenkosten, nicht durch die Kaltmieten. Trotzdem geht gerade der Deutsche Städtetag massiv hin und erzählt, es lege nur an den Kaltmieten mehr Mietpreisbremse. Das ist übrigens mein, also wirklich, wenn mich ein Verband in Deutschland auch unter Demokratiegesichtspunkt... Ich wollte gerade sagen.
Maximilian Flügge:
[25:07] Mein Baden-Württemberg ist Ihr Städtetag. Nein, jetzt muss ich mal ausreden dürfen.
Kai Warnecke:
[25:10] Nee, also der Deutsche Städtetag macht Politik gegen die Menschen in diesem Land. Das sage ich so ganz klar. Vielleicht mahnen die mich dafür ab. Es ist wirklich unglaublich. Und der Deutsche Städtetag forciert gerade, was Frankfurt vorgemacht hat. 22 Beamte wurden eingestellt, um Wuchermieten zu identifizieren, haben zwei Jahre lang gesucht und haben wie viel Wuchermietenverfahren erfolgreich abgeschlossen? Sieben. Weil es nämlich auch in Frankfurt am Main keine Wuchermieten gibt. Man hat die Stadt einen Gutachten in Auftrag gegeben, das Land, und wollte Frankfurt am Main wieder in die Mietpreisbremse einbeziehen. Was hat das Gutachten ergeben? Nö, die Einkommen in Frankfurt am Main sind so stark gestiegen, wir brauchen keine Mietpreisbremse mehr. Was hat das Land gemacht?
Kritik an der Politik
Kai Warnecke:
[25:52] Dann packen wir das Gutachten lieber in eine Schublade und stecken es weg. Also, es wird ganz gezielt von den Städten, gerade wie Frankfurt am Main, Politik gegen die Eigentümer, gegen
die Vermieter gemacht. Die geben das Geld für 22 Beamte dafür aus, nur um den Leuten hinterher zu schnüffeln. Völlig ergebnislos. 22 Beamte schnüffeln zwei Jahre lang rum und bekommen sieben Fälle zusammen. Das ist an Ineffizienz nicht mehr zu überbieten. Und da blasen die Kommunen aus blankem Populismus das Geld raus. Das muss aufhören, dann brauchen wir auch nicht so viel Steuern. War das ein Schlusswort?
Maximilian Flügge:
[26:24] Nee, ich weiß nicht, ich bin ja auch insgesamt vom Eindruck total fertig jetzt danach. Vielleicht ergänzt man Sie nochmal.
Hanno Kempermann:
[26:30] Ich bin auch fertig.
Maximilian Flügge:
[26:33] Also Frankfurt, das muss ich jetzt mal nur nachreichen, ist Platz 63.
Kai Warnecke:
[26:39] Ja, wenn die noch mehr Beamte einstellen für so eine Schnüffelein, dann brauchen sie noch mehr Geld. Genau, und dann sinkt Frankfurt noch weiter runter.
Maximilian Flügge:
[26:46] Jetzt mal weg von den Schnüfflern. Sie kommen aus Hannover, Herr Warnecke. Wo ist ein Hannover?
Kai Warnecke:
[26:54] Ehrlich gesagt habe ich da noch gar nicht nachgeguckt.
Maximilian Flügge:
[26:56] Also dann sage ich es Ihnen, das ist bestimmt auch nicht gut, weil Sie da ja herkommen. Jetzt gucke ich mal in den unteren Rängen.
Kai Warnecke:
[27:05] Manche Dinge, Herr Kempern, muss man einfach durchgehen lassen. Das bringt nichts.
Maximilian Flügge:
[27:08] Platz 70. Wie können Sie sich das erklären?
Kai Warnecke:
[27:11] Ja, ich glaube, Hannover hat seit dem Zweiten Weltkrieg ausschließlich SPD-Oberbürgermeister gehabt. Und der letzte hat sich strafrechtlich auffällig verhalten. Deswegen gibt es jetzt einen grünen Oberbürgermeister. Dass aus der Kette jetzt nicht zu viele Einsparungen hervorkommen, das liegt, glaube ich, in der bekannten Natur der Sache. War das zu scharf?
Maximilian Flügge:
[27:31] Das weiß ich nicht.
Kai Warnecke:
[27:33] Weiß ich auch nicht.
Maximilian Flügge:
[27:34] Herr Kemmermann, Sie kommen jetzt aus Köln, aber sind Sie auch in Köln geboren?
Hanno Kempermann:
[27:38] Ja.
Maximilian Flügge:
[27:39] Ja, da sind Sie natürlich mit 93. Platz 93 ist natürlich echt schlimm. Erzählen Sie mal ein bisschen was von vor Ort. Warum ist das da?
Hanno Kempermann:
[27:47] Das Problem dieser Großstädte, Berlin, Köln.
Maximilian Flügge:
[27:51] Berlin ist 94, da bin ich jetzt die rote Laterne in dieser Runde.
Kai Warnecke:
[27:55] Also wie immer, unter uns dreien.
Hanno Kempermann:
[27:57] Ja, es ist so, da ist einfach, gut, die sind einfach so, dass da die Bodenrichtwerte sehr hoch sind. Die Modelle, die geben das wieder, dass diese Bodenrichtwerte berücksichtigt werden müssen und die Kommunen selbst sehen es als offensichtlich nicht notwendig, an die Hebesätze, an diese Bodenrichtwerte anzupassen, dass sie dadurch die Kosten runternehmen. Grundsätzlich kann man schon sagen, aus meiner Sicht, dass große Städte möglicherweise, einen höheren Betrag relativ zu kleinen Städten nehmen könnten, weil sie auch mehr Infrastruktur zu versorgen haben. Aber ob das so viel sein muss, das würde ich mal dahingestellt lassen.
Maximilian Flügge:
[28:38] Also, jetzt machen wir mal einen Strich drunter. Herr Warnecke, ist jetzt nach diesem Ranking, also überhaupt nach den neuen Berechnungsmethoden und nach diesem Ranking, ist jetzt für Sie schon... Ende. Oder sagen Sie, da muss jetzt nochmal insgesamt dran geschraubt werden?
Kai Warnecke:
[28:56] Nein, ich glaube, das ist erst der Anfang.
Maximilian Flügge:
[29:00] Der Anfang vom Ende?
Kai Warnecke:
[29:02] Nein, der Anfang. Wir brauchen eine Grundsteuerreform. Ich hoffe nicht, dass wir da erst abwarten müssen, bis das Verfassungsgericht dies anmahnt und dann ein paar Ministerialwahlen wieder an noch kleineren Stellschrauben rumdrehen, um es irgendwie hinzubiegen. Sondern wir
würden uns wünschen, wenn alle Bundesländer, Sie dürfen es ja selbst wie Bayern und Niedersachsen vernünftige, transparente, einfache und bezahlbare Grundsteuermodelle auf den Weg bekommen. Wir sehen das als unsere Aufgabe, die Bundesländer, aber jetzt ab sofort natürlich auch die Bundesregierung darauf hinzuweisen, dass das nötig ist.
Maximilian Flügge:
[29:34] Okay, also das heißt, Herr Kempermann, für Sie gibt es dann sicherlich noch viel zu rechnen und zu begutachten in der Zukunft.
Ausblick für Bürger
Maximilian Flügge:
[29:42] Was bleibt für uns Bürger, also insbesondere auch Eigentümer? Also wir haben vielleicht noch, wenn wir jetzt mal alle gucken, was das kosten wird für uns, wir haben auch vielleicht noch ein bisschen die Hoffnung, dass es ein bisschen weniger wird, angetrieben durch solche Aktionen wie diese Rankings, wo eben transparent gemacht wird. Da ist es ja günstiger und da ist es teurer. Wir haben jetzt auch alle so einen Elster-Zugang. Ich musste da gerade wieder mein Zertifikat erneuern, weil es abgelaufen ist. Ich weiß gar nicht mehr, warum ich das noch mal.
Kai Warnecke:
[30:12] Wenn Sie keine Steuern mehr zahlen, brauchen Sie das nicht. Das kann natürlich jetzt auch so. Wenn Sie das alles mit Präsentkörben hier erledigen können in Berlin, dann geht das auch.
Maximilian Flügge:
[30:22] Dann muss ich diese Zertifikat nochmal erneuern offensichtlich. Kriege ich vielleicht nochmal einen Brief zur Legitimation. Ja, wirklich? Das ist ja schlimm. Wie viele Menschen haben Klage eingereicht, Herr Warnecke? Das könnten Sie jetzt nochmal Klage?
Kai Warnecke:
[30:35] Oder Widerspruch? Einspruch?
Maximilian Flügge:
[30:37] Einspruch.
Kai Warnecke:
[30:38] Naja, alle guten Dinge sind drei. So langsam arbeiten sie sich vor. Einspruch eingelegt, 2,8 Millionen Grundstückseigentümer. Das können dahinter natürlich, wenn es zum Beispiel ein Ehepaar ist, ja auch mehrere Menschen sein, aber es sind 2,8 Millionen Ansprüche eingelegt worden. Das ist natürlich jetzt noch nicht zu klagen durcheskaliert, weil die meisten noch nicht beschieden sind. Wird schon die Grundsteuer erhoben, aber es ist noch keine Entscheidung getroffen, weil natürlich alle darauf warten, was Bundesfinanzhof und Bundesverfassungsgericht sagen.
Maximilian Flügge:
[31:06] Also da ist noch wahnsinnig viel Musik drin. Wir bleiben dran. Haus und Grund bleibt dran.
Herr Kempermann bleibt sowieso dran. Und dann gucken wir mal, ob das dadurch besser wird. Wir haben ja gute Hoffnung, Herr Warnecke. Vielen Dank.
Kai Warnecke:
[31:18] Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich danke Ihnen, Herr Gambermann.
Hanno Kempermann:
[31:20] Vielen Dank an Sie beide.